top of page

Kartenliebe

Ich liebe das Tarot, aber ich kann auch verstehen, dass viele Menschen, die noch keine Erfahrungen oder wenig wissen darüber haben, dem ganzen skeptisch bis ängstlich gegenüberstehen.

Meine ersten Erfahrungen mit Tarot bereiteten mir Unbehagen. Ich war noch sehr jung, etwa sechzehn Jahre alt und hatte keine Erfahrung damit. Und doch zogen sie mich magisch an, als ich sie damals in Wien Nähe der Mariahilfer Straße in einem Esoterikladen entdeckte. Ich wusste nichts über Tarot und hatte auch keine Ambitionen zur Wahrsagerei, dennoch kaufte ich mir wie ferngesteuert, die damals für eine Schülerin sehr teuren Karten, ohne zu wissen, was ich wirklich damit anfangen würde.

Natürlich war ich nicht darauf vorbereitet, dass alles, was mir die Karten sagten, tatsächlich eintreten würde. Das verunsicherte mich sehr und macht mir manchmal auch etwas Angst. Damals gab es auch noch nicht so viele Informationen und Austausch im Internet darüber.

Hinzu kam, dass mein erstes Kartendeck – das Adrian Tarot – ein sehr mystisches und zum Teil düsteres Kartendeck ist.

Nachdem mir meine Karten später das Beziehungsende von meiner großen Liebe vorhersagten, mit der ich eine Zukunft aufbauen wollte, hörte ich auf die Karten zu legen. Ich verbannte sie in eine Schachtel und wollte sie nicht mehr berühren, als hätten sie eine ansteckende Krankheit.

Selbstverständlich änderte das nichts. Der Mann trennte sich trotzdem von mir, an meinem Geburtstag und ich hasste die Karten dafür, dass sie versucht hatten mich zu warnen.

Ich weiß nicht mehr wie lange ich mich vom Tarot abwandte, aber es dürften so um die zwei Jahre gewesen sein.

Dann kam der Tag am dem ich online ein wunderschönes, helles, glänzendes Kartendeck sah und die Geschichte wiederholte sich. Es zog mich magisch an. Und obwohl ich mir geschworen hatte, nie wieder die Karten zu legen und nie wieder ein Kartendeck anzufassen, lies mich der Gedanke an dieses magische, weiß-goldglänzende Deck einfach nicht mehr los.

Also bestellte ich es und begann mit einer gewissen Skepsis wieder die Karten zu legen. Obwohl ich noch immer ein komisches Gefühl hatte und auch ein wenig Angst davor, sie könnten mir wieder etwas Schlechtes vorhersagen, konnte ich mich ihnen nicht entziehen. Sie zogen mich wieder mehr und mehr an und ich nahm sie , sie zogen wieder immer mehr an und ich nahm sie überall hin mit.

Mit einer gewissen Reife und Erfahrung im Leben geht man viele Dinge anders an. Ich entschloss mich es dieses Mal anders anzugehen und statt einfach nur aus dem Bauch heraus und mit einem kleinen Büchlein die Karten zu legen, alles über Tarot zu lernen.

Ich kaufte mir diverse Bücher über die unterschiedlichen Arten des Tarots, deren Interpretation, las viel über die Geschichte und diversen Legesysteme. Ich recherchierte im Internet und kaufte mir noch weitere Kartendecks, die ich miteinander verglich, deren Bilder ich mir genau ansah und deren Sprache und Wirkung ich versuchte zu erspüren. Ich machte mir Notizen zu jeder Karte und jeder Legung, um meine Interpretationen später nochmals zu prüfen. Ich studierte die Karten mit präziser Obsession.

Inzwischen liebe ich meine sowohl meine alten Karten wieder als auch meine neuen, die sich an das Rider Waite Tarot anlehnen. Ich habe keine Berührungsängste mehr, denn ich weiß, dass sie mich nur unterstützen und immer mein Bestes wollen. Ich liebe meine Karten wie ein Lieblingsbuch, nur dass dieses Buch niemals endet und darin immer neue Geschichten stehen.

Mein altes Kartendeck betrachte ich jetzt auch aus einem völlig anderen Blickwinkel und ich nehme es besonders bei wichtigen, schwierigen Entscheidungen zur Hand, wenn ich unverblümt die Wahrheit brauche, mit der sie mir die Zukunft erzählen.

Comments


bottom of page